Die Legende der Generalin
Die große Generalin war ratlos und erschöpft. Das passierte selten. Meist verschwand die Mutlosigkeit, wenn sie nicht mehr daran dachte oder etwas Positives tat. Heute war es anders. Im Traum kamen die Fragen jede Nacht zurück. Fragen suchten Antworten.
Wie lange noch können sie sich der Königin der Fehlerfresser widersetzen?
Trotz aller bisherigen Siege wurden die Fehlerfresser mächtiger, aus jeder Niederlage gingen sie böser und gemeiner hervor. Sie wollten das Volk der Fehlertrolle unterwerfen, scheinbar um jeden Preis und mit allen Mitteln.
So machte sich die Generalin auf den Weg in die Berge. Sie traf die weise Frau auf einer Bank vor ihrem Haus und setzte sich daneben. Gemeinsam blickten sie ins Tal, sahen in den Sonnenuntergang und sprachen kein Wort. Erst als der letzte Sonnenstrahl am Horizont verschwand, gingen die Frauen ins Haus.
Die Generalin kniete vor der weisen Frau und streckte ihr ihre Schwerthand entgegen. Beide Hände der weisen Frau griffen die Hand und sie begann zu sprechen:
„ Sie ist neidisch auf deine Schönheit und möchte selbst die Schönste sein!
Sie erträgt es nicht, das du geliebt wirst und Sie nicht!
Sie spürt deine natürliche Macht und hat Angst davor.
Sie erkennt, dass deine Menschen dich lieben und möchte auch geliebt werden.
Sie zerstört alles, weil sie sich nach Liebe und Anerkennung sehnt.
Erkenne, das dieser Kampf nicht deiner ist.
Ziehe mit deinen Leuten unter den Berg und warte bis sich die Königin der Fehlerfresser selbst zerstört, denn sie selbst ist ihr größter Gegner. Lasst euch nicht mehr benutzen!“
Die Sätze hallten in den Ohren der Generalin nach. Sie küsste die Hände der weisen Frau und erhob sich.
So ging sie in die Nacht, den Berg herunter.
„Jeder ist sein eigener größter Gegner!“, dachte sie.
Drittes Buch, Absatz 23, Marcus der Troll erzählt von der Generalin.
Sehr schön und bildlich gesprochen.
Fein.